Selbstgebaute E-Gitarre

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Mitte 2012 entstand in mir der Wunsch, mir eine neue Gitarre zuzulegen – als Gitarrist kann man ja nie genug haben. Und für warum sollte man denn umstimmen, wenn man einfach zur Gitarre greifen kann, die entsprechend gestimmt ist?

Da ich durch das Studium die Möglichkeiten einer Holzwerkstatt genießen konnte, wandelte sich dieser Wunsch aber dahingehend ab, dass ich die Gitarre ja auch selbst bauen könnte – besonders mit Hilfe der großen Fräsmaschine.

Also begann ich mit der Recherche und Planung: die Gitarre sollte in der Form einer Gibson Explorer nachempfunden sein, aber mit längerer Mensur (25,5 Zoll statt 24,75 Zoll) und besonders spielfreundlichem Hals mit 24 Bünden und insgesamt einheitlich schwarzer Hardware. In der Vergangenheit hatte mich der dickere und kürzere Hals bei Gibson Gitarren nie überzeugt. Auch die Schaltung sollte so vielseitig wie möglich sein und nicht nur die üblichen 3 bzw. 5 Varianten abdecken.

 

Am Ende sah die Liste der Einzelteile wie folgt aus:

  • Mahagoni Korpus, Explorer-Form (nah am Original aus den 50er/60er Jahren)
  • 25,5″ Warmoth Hals (Ahorn mit Ebenholz-Griffbrett, Wizard-Profil mit Compound Radius)
  • Bare Knuckle Nailbomb Humbucker Tonabnehmer
  • Schaller STM Brücke
  • Schaller M6 Mechaniken
  • 2x 5-Wege-Drehschalter
  • 3-Wege-Schalter
  • diverse Kleinteile und Elektronik

 

 

Schaltung

Schaltplan
Für die Schaltung sollten die Möglichkeiten der Humbucker komplett ausgenutzt werden. Der 3-Wege-Schalter hat wie sonst üblich die Möglichkeiten Hals/Hals und Brücke/Brücke anzuwählen. Davor ist aber jeweils ein 5-Wege-Drehschalter geschaltet, die bei den Tonabnehmern folgende individuelle Möglichkeiten erlaubt:
Halstonabnehmer: Halsspule, Brückenspule, beide Spulen Out-of-Phase, beide Spulen parallel, beide Spulen in Reihe
Brückentonabnehmer: Brückenspule, Halsspule, beide Spulen in Reihe aber negativ, beide Spulen parallel, beide Spulen in Reihe

 

Damit ergeben sich 45 Schaltungsmöglichkeiten und eine große Tonvielfalt. Nach einigen Jahren Spielzeit ist die Kombination Hals in Reihe, Bücke in negativer Reihe die interessanteste, da dadurch in der Mittelstellung ein Out-of-Phase Effekt entsteht, aber die einzelnen Tonabnehmer trotzdem stark klingen.

 

 

Vorbereitung und Fräsen

Für die Fräse brauchte ich eine CAD-Datei. Dafür musste die bekannte Gibson Explorer Form so angepasst werden, dass sie eine 25,5″ Mensur, größere Kabelkanäle wegen der speziellen Schaltung und natürlich alle individuellen Bauteile exakt aufnehmen konnte.

Die Form sowie alle Elektronikfächer sollten von der Fäse übernommen werden, die Kanten, Details und Bohrungen waren Handarbeit. Später entschied ich mich noch für einen planen Übergang des E-Fach-Deckels auf der Rückseite, die nötige Fräsarbeit wurde dann ebenfalls per Hand erledigt.

 

 

Bau der Gitarre

Das Fräsen ging problemlos, genau wie die nachfolgenden Handarbeiten an den Details. Für die Bohrungen war teilweise ein 40cm Bohraufsatz nötig, der den Kabelkanal von den Tonabnehmern ins E-Fach bohren konnte.

 

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Nach dem Fräsen, Bohren und abschließenden Abrunden der Ecken musste die Gitarre noch geschliffen, gefärbt und lackiert werden. Der Plan war ein „Cherry Red“, das am besten mit roter Beize und Klarlack zu bewerkstelligen war. Damit die Beize relativ tief ins Holz eindringen kann und die Färbung stärker wird musste zwischendurch immer wieder kurz geschliffen werden. Für eine gleichmäßige Färbung hat eine schnelles Verwischen mit einem Waschlappen nach der letzten Färbung geholfen. Danach musste die Gitarre ein paar Tage trocknen.

 

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Nach dem Trocknen konnte der Klarlack aufgetragen werden. Dies geschah mit mehreren Schichten pro Tag und einem Tag Trockenzeit, danach ein bisschen abschleifen. Dieser Vorgang wiederholte sich etwa eine Woche lang wegen des relativ saugstarken Holzes.

Danach war die Gitarre bereit, geschliffen und poliert zu werden. Auch das geschah in Handarbeit. Als letztes Detail musste nur noch die Kopfplatte schwarz lackiert und unterschrieben werden. Das Abdeckplättchen wurde aus einem Stück des gleichen Holzes wie der Korpus per Hand angefertigt und genauso gebeizt und lackiert.

 

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Schlussendlich wurde sie von Sign Guitars zusammengebaut, verlötet und getestet, da mir in manchen Bereichen die Fachkenntnisse dafür fehlten.

Die E-Fach-Abdeckung ist durchsichtig gestaltet, damit die besondere Schaltung sichtbar bleibt.

Mit der Form des Schlagbretts war ich nie wirklich zufrieden, weswegen ich nach etwa einem Jahr einen neuen Versuch startete. Mit einem Cutter, Schleifpapier und viel Zeit konnte ich auch einem übergebliebenen Stück 3mm dicken Plastiks eine neue Form herausarbeiten, die mir besser gefiel.

 

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