Das Grundstück an der Subbelrather Straße in Köln-Ehrenfeld zeichnet sich in der Bestandssituation deutlich von der Umgebung ab, da es die ansonsten vorhandene mehrgeschossige und relativ hohe Blockrandbebauung durch einen Parkplatz und zurückgesetzten Supermarkt aufbricht.
Der Entwurf schließt nun diese Lücke wieder und setzt dadurch den Blockrand fort. Trotzdem entsteht keine dunkle Kluft zwischen den beiden Straßenseiten, indem der Wohnungsbau die Giebellinien der unmittelbaren Nachbarn aufgreift und dort 3m vom Straßenraum zurückspringt. Dieser Rücksprung dient gleichzeitig der Erschließung von weiteren 1-2 Geschossen, aber auch als kleiner städtischer Vorgarten im 3. Obergeschoss für die dort lebenden Bewohner. Durch diesen Eingriff in die Kubatur passt das Gebäude trotz seiner fünf Geschosse gut in die Umgebung.
Von der Straße nun durch einen durchgezogenen Riegel abgegrenzt, befindet sich hinter dem Gebäude ein zentraler Innenhof, der allen 89 Wohneinheiten unmittelbar zugänglich ist. Auch entwurflich steht dieser Hof im Mittelpunkt: der rückwärtig liegende Laubengang erzeugt durch seine Verlängerung zwei Durchbrüche an der Straßenfassade, die als Haupteingänge dienen, und deren Vollverglasung auch bei der Erschließung des Gebäudes einen Bezug zum dahinterliegenden Hof herstellen.
Die Wohnungen sind durch das Konzept des Durchwohnens mit einem Wohnbereich direkt an den Hof angeschlossen. Dadurch wird trotz der Lage in einer Großstadt ermöglicht, die Kinder im sprichwörtlichen Garten spielen zu lassen, aber sie von Gefahren im Straßenverkehr fernzuhalten. Dafür ist auch wichtig, das Gebäude während des Weges zum Innenhof nicht zu verlassen, weshalb im Erdgeschoss weitere Verbindungen für alle Benutzer zum Hof existieren.
Die größeren Wohnungstypen – 4-Zimmer und 5-Zimmer – sind jeweils als Maisonette ausgeführt und geben den Bewohnern – meistens Familien – weiterhin das Gefühl eines „eigenen“ Hauses. Sie befinden sich in dem von der Straße abgerückten Gebäudeteil bzw. am Laubengang. Hier wird dieser Rücksprung an der Straße wieder aufgegriffen, um den Innenhof und die unteren Wohnungen besser zu belichten. Die Maisonettewohnungen zeichnen sich durch deutlich größere Balkone aus, die den Familien neben dem allgemeinen Innehof auch einen geeigneten privaten Außenbereich geben.
Private Gärten im Erdgeschoss geben den dort gelegenen Wohnungen weitere Qualität, aber auch alle anderen Wohnungen verfügen über einen Bereich im Westen des Grundstücks, der Urban Farming/Gardening als Gartenersatz anbietet. Dieser Bereich liegt vom sozialen Treffpunkt des Innenhofs getrennt und damit etwas ruhiger und gibt den Bewohnern ein weiteres Gefühl des qualitativen Wohnens in der Stadt.
Industrieller Charme im Hinterhof
Ehrenfelds Geschichte wurde bezeichnend durch die Industrialisierung beeinflusst und gelenkt. Ähnlich wie auch in anderen Städten – darunter auch bspw. Aachen mit dem Frankenberger Viertel – befinden sich somit viele dieser alten Strukturen mit ihrem eigenen Charme: Backsteingebäude aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, Wohnungen, die über umgenutzte, alte Industriehöfe erschlossen werden und viele kleine Charakteristika, die dem Viertel eine eigene Identität geben.
Diesem Leitbild folgt auch der Entwurf. Die Klinkerfassaden besitzen eine gewisse Ordnung, die sich zum Innenhof aber lockert. Die Gliederung und Tiefenabstufungen in der Fassade lockern die lange Straßenseite weiter auf, ohne auf allzu große Gesten zurückgreifen zu müssen. Das erzeugt ein interessantes Schattenspiel im Verlauf eines Tages.
Im Kontrast dazu stehen die beiden deutlich erkennbaren Haupteingänge, die die lange Fassade durch ihre vollverglaste Struktur in drei Abschnitte unterteilen und Lichteinfall sowie Durchblicke zur Straße ermöglichen.
In dieser Verlängerung befindet sich die Erschließung der rückwärtigen Wohnungen entlang eines Laubengangs im Erd- und 1. Obergeschoss. Auch dieser greift durch die Konstruktion aus Stahl und Holz wieder einen industriell-rustikalen Charakter auf, der die Gebäude ins Ehrenfelder Umfeld integriert und nicht wie einen typischen Neubau wirken lässt.
Der Laubengang kann aufgrund seiner Breite außerdem nicht nur für die Erschließung genutzt werden, sondern bietet zusätzlich auch die Möglichkeit, sich dort mit einem kleinen Stuhl und Tisch hinzusetzen und am Innenhof teilzuhaben – besonders im Sommer.
Weiterhin befinden sich im Hof einige Möglichkeiten, sich zu treffen oder am Feierabend zu entspannen – entweder auf der grünen Wiese oder auf einer Bank. Auch die Kinder der Bewohner können hier gut spielen, während sich ihre Eltern mit den Nachbarn austauschen.
Die ständige Präsenz des Innenhofs, des Grüns und der anderen Bewohner gibt diesem Entwurf ein Gefühl des Lebens in einem eigenen kleinen Viertel innerhalb Ehrenfelds.